23.02.2018 19.30 Uhr – Wallsteine und andere alttertiäre Transgressionskonglomerate
Was sind Wallsteine? Sind sie natürlichen oder künstlichen Ursprungs? Wo sind sie zu finden und woran kann man sie erkennen? Diese und andere Fragen stellen sich ein, wenn ein Laie den Begriff erstmals hört. Aber auch Fachleute wissen oftmals nur, dass Wallsteine abgerollte Feuersteine sind, die bei alttertiären Meeresvorstößen durch Aufarbeitung kreidezeitlicher Schichten entstanden. Ihren Namen verdanken sie dem Holsteiner Geologen Ludwig Meyn, der in seiner Kindheit mit solchen Steinen auf dem Kieler Wall spielte. Die Steine wurden im 19. Jahrhundert als Schiffsballast aus England eingeführt und als Wegeschotter verwendet. Viele Strände der südenglischen Küsten bestehen aus Brandungsgeröll aufgearbeiteter kreidezeitlicher Feuersteine. Der andauernde Prozess der Abrollung in der hochenergetischen Brandungszone an der englischen Kanalküste formt aus den Feuersteinen perfekt abgerollte Ellipsoide. Wallsteine kommen aber nicht nur in England (z.B. als Bestandteil der Puddingsteine) und in der Niederrheinischen Bucht (sogenannte Maaseier) vor, sondern auch im Verbreitungsgebiet des skandinavischen Inlandeises. In der Regel handelt es sich dabei um Einzelfunde, die mit der Ausnahme von Bornholm, nie in größeren Konzentrationen auftreten.
Den Wallsteinen als küstennahen Brandungsgeröllen sind die grüngerindeten Feuersteine gegenüberzustellen, Kreidefeuersteine, die bei Meerestransgressionen vor ca. 55 Millionen Jahren in tieferem Wasser aufgearbeitet wurden. Sie stammen aus glaukonitreichen Sanden und sandigen Tonen. Gehäuft treten diese auffälligen Feuersteine als Lokalgeschiebe im Umfeld alttertiärer Schollen oder im Bereich von Hochlagen des Untereozäns auf, u.a. in der Liastongrube Grimmen, auf der Greifswalder Oie, in Wobbanz (Südost-Rügen), in der Kiesgrube Langsdorf bei Tribsees, an den Kliffs der Stoltera bei Warnemünde und Klein Klütz Höved in der Wismarer Bucht sowie auf Fehmarn. In der Kiesgrube von Groß Roge bei Teterow tritt ein besonderes Feuersteinkonglomerat auf, in dem braungerindete Feuersteine, Toneisensteingerölle und Quarzkörner in einer glaukonitreichen kalkigen Matrix liegen. Dieses stammt vermutlich von über dem Salzkissen Malchin herausgehobenen Schichten.
Dr. Jörg Ansorge interessiert sich seit vielen Jahren für das Phänomen der Wallsteine, ihre natürlichen Vorkommen, aber auch ihre Verbreitung durch menschlichen Handel im Ostseeraum und darüber hinaus. In einem Vortrag erläutert er den Weg der Wallsteine von ihrer ursprünglichen Entstehung aus kieselsäurehaltigen Lösungen in Kalkschlämmen über die Aufarbeitung der Feuersteine in der Meeresbrandung bis zum Einsatz als Schiffsballast. Dieser Vortrag findet im Rahmen der “Greifswalder Geowissenschaftlichen Abende” am Freitag, den 23. Februar 2018 um 19.30 Uhr an der Universität Greifswald, im Hörsaal der Geologie (Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 17a) statt.
Mit freundlichen Grüßen
Karsten Obst