18.03.2016 – 19.30Uhr – Die Pflanzen- und Tierwelt des Bernsteins

„Börnsteen“ (Brennstein) hieß das brennbare fossile Harz im Mittelalter in Norddeutschland, das bereits seit Jahrtausenden im Ostseeraum bekannt war und schon in der Stein- und Bronzezeit als begehrter Schmuckstein verarbeitet wurde. Alter und Entstehung des baltischen Bernsteins sind umstritten. Er ist vor allem in der „Blauen Erde“des ostpreußischen Samlandes zu finden. Dabei handelt es sich um eine durch Glaukonit eher grünlichgrau gefärbte Schlammablagerung eines gewaltigen mäandrierenden Flusses, der Eridanos genannt wird. Dieser hat vor etwa 40 Millionen Jahren weite Teile des östlichen Skandinaviens entwässert und dabei große Mengen Harz aus riesigen Bernsteinwäldern transportiert.

Mit ca. 25 Millionen Jahren sind die Bernstein führenden Schluffe Mitteldeutschlands deutlich jünger. Aufgrund ähnlicher Faunenzusammensetzung wird aber eine Umlagerung baltischen Bernsteins nicht ausgeschlossen. Die Bernsteinvorkommen im Raum Bitterfeld wurden seit Mitte der 1970er Jahre abgebaut und waren als Nebenprodukt der Braunkohlengewinnung ein wichtiger Rohstoff für den einstigen VEB Ostseeschmuck in Ribnitz-Damgarten. Bis 1993 wurden aus dem Tagebau Goitzsche über 400 Tonnen Bernstein gewonnen. Obwohl die Grube inzwischen vollständig geflutet ist, wird seit ein paar Jahren wieder von einer Bernsteinförderung mit einem Saugbagger geträumt.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist der Baltische bzw. Bitterfelder Bernstein vor allem wegen der in ihm vorzüglich konservierten Lebensformen wertvoll. Bei diesen Inklusen handelt es sich überwiegend um Insekten, Spinnen und Milben. Pflanzliche Überreste, wie z.B. Moose und Farne, sind dagegen selten. In einem reichlich bebilderten Vortrag wird der Fossiliensammler und Privatpaläontologe Manfred Kutscher aus Sassnitz die „Tränen der Götter“ und die in ihnen enthaltene pflanzliche und tierische Lebenswelt des Bernsteinwaldes vorstellen. Dabei zeigt er auch mikroskopische Aufnahmen bisher nicht bekannter Kleinlebewesen. Der Vortrag findet im Rahmen der „Greifswalder Geowissenschaftlichen Abende“ am Freitag, den 20. Mai 2016 um19.30 Uhr an der Universität Greifswald, im Hörsaal der Geologie (Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 17a) statt.

Mit freundlichen Grüßen

Karsten Obst

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