20.02.2015 – 19:30Uhr – Die Haselmaus (Muscardinus avellanarius) auf Rügen und die paläogeographische Entwicklung des südwestlichen Ostsee-Gebietes

02_gfg_aushang_vortrag_schnick_rez.pngZu Beginn des 20. Jahrhunderts deutete der Greifswalder Limnologe August Thienemann die Vorkommen der Alpenplanarie, einem häufig in alpinen Gebirgsbächen auftretenden Strudelwurm, in den Quellen Rügens als Reliktpopulationen der jüngsten Eiszeit. Diese blieben aufgrund der besonderen paläogeographischen Entwicklung Rügens bis in die Gegenwart erhalten.

Heute ist erneut geowissenschaftliche Expertise gefragt, wenn es um die biogeographische Interpretation aktueller genetischer Befunde geht. Wieder einmal geben Tierpopulationen der Insel Rügen dazu Anlass. Die zu den Schlafmäusen oder Bilchen gehörende Haselmaus bildet auf Rügen ein isoliertes Vorkommen – fernab ihres geschlossenen Hauptverbreitungsgebietes in der Mittelgebirgsregion Deutschlands. Diese zierlichen, nur daumengroßen Nagetiere sind im übrigen Vorpommern, in Brandenburg und auch in Mecklenburg mit Ausnahme des äußersten Westens unbekannt. Nach genetischen Untersuchungen stehen die rügenschen Haselmäuse aber ihren dänischen Artgenossen näher als denen irgendeiner deutschen Population.

Wie kann man diese möglichen Verwandtschaftsverhältnisse erklären, insbesondere unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die vorwiegend nachtaktive Haselmaus ein nur geringes Ausbreitungspotenzial aufweist. Sie ist speziell an das Leben im Laubdach von Bäumen und Sträuchern angepasst, hat eine geringe Reproduktionsrate und einen Aktionsradius von wenigen hundert Metern, ihr Winterschlaf ist lang. Auch meidet sie Feuchtgebiete und alle Gewässer, denn sie kann nicht schwimmen.

Die daraus resultierenden Fragen – Wann und auf welchem Wege hat die Haselmaus das rügensche Gebiet erreichen können? Welche Schlussfolgerungen ergeben sich aus ihrem Vorkommen auf Rügen für die paläogeographische Entwicklung im südwestlichen Ostseeraum? – wird der Geologe Hilmar Schnick in einem Vortrag diskutieren. Dieser findet im Rahmen der „Greifswalder Geowissenschaftlichen Abende“ am Freitag, den 20. Februar 2015 um 19.30 Uhr an der Universität Greifswald, im Hörsaal der Geologie (Friedrich-Ludwig-Jahn-Str. 17a) statt.

Mit freundlichen Grüßen

Karsten Obst

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